visualisiert.


Gammastrahlung in Deutschland

von Marian Steinbach. Lesezeit: fast 2 Minuten.

Seit März diesen Jahres fragt sich vielleicht mancher, wie sich die Freisetzung von Radioaktivität in Fukushima/Japan hierzulande auswirkt. Durch Tschernobyl haben wir auch in Deutschland erfahren, dass radioaktive Partikel nicht an Staatsgrenzen Halt machen. Dank den Messungen des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) kennen wir die aktuelle Situation an etwa 1760 Orten in Deutschland. Zusammengefasst: In Deutschland besteht nach allem, was man sehen kann, aktuell kein Grund zur Besorgnis.

Es bleiben allerdings, wenn man sich die Karte mit Messdaten des BfS ansieht, einige Fragen offen. Mich hat beispielsweise interessiert, wie sich die gemessene Gammastrahlung über die Zeit verändert. Da das BfS seine Daten seit einigen Wochen einzelnen Nutzern, die eigens einen Account dafür bekommen, bereitstellt, gibt es nun das Rohmaterial, um dieses Verhalten zu visualisieren. Das Video zeigt die gemessenen Werte im Zeitraffer, anhand ungeprüfter Werte mit 2 Stunden Zeitabstand.

Video auf vimeo

Ganz schön viel los, was? Das BfS erklärt den örtlichen Anstieg von Messwerten in der Regel mit Niederschlag. Sehr gerne würde ich das in der Visualisierung belegen. Bislang fehlen mir aber flächendeckende Niederschlagsdaten für Deutschland mit einer annährend vergleichbaren zeitlichen und räumlichen Auflösung. (Für Hinweise, die zur legalen und unentgeltlichen Beschaffung beitragen, bin ich dankbar!)

Für diejenigen, die sich für die Technik dahinter interessieren: Die Daten der Stationen (ID und Geo-Koordinaten) sowie die einzelnen Messwerte je Zeitpunkt und Station sammle ich in einer MySQL-Datenbank. Die Verarbeitung erfolgt mit Python, unter anderem mit dem pygame Modul. Für das Mapping von Geo-Koordinaten auf eine flache x/y-Projektion hat sich Basemap auf Basis von matplotlib als sehr hilfreich erwiesen. Für den Verlauf in der Skala kommt das Modul gradients zum Einsatz. Angenehm an pygame ist, dass die Ausgabe während der Entwicklung am Bildschirm erfolgt. Sitzt alles, fügt man im Hauptteil den Aufruf von pygame.image.save() hinzu, um einzelne Frames in PNG-Dateien zu speichern. Die werden dann z.B. mit Quicktime 7 Pro zu einem Video verarbeitet.

Der momentan aktuelle Quellcode des Python-Scripts und das Datenbank-Schema mit je einem Beispieldatensatz liegen als Github Gist bereit.

Einen Beitrag zu diesem Projekt in englischer Sprache gibt es übrigens in meinem Blog.

  • coleja

    Hallo,
    das mit dem Regen kann ich nur bestätigen… hier bei uns im Dorf gibt es eine Messstation des Bundesamtes… und ich schaue regelmäßig nach. Neulich sind wir bei heftigem Platzregen kurzzeitig über den Schwellenwert gekommen. Ich find´s nicht lustig.
    Schön auch, dass man in “den Medien” garnix mehr hört!
    Was tun? Ich hab keine Ahnung?!

  • http://www.sendung.de/ Marian Steinbach

    Die Schwellenwerte sind ja recht willkürlich festgelegt. Wird ein Schwellenwert überschritten, heißt das ja nicht, dass jemand in Gefahr ist, sondern dass das BfS die Messung prüft.

    Solange die Werte in der Nähe des Schwellenwertes sind, egal ob darüber oder darunter, brauchen wir uns wohl keine Sorgen zu machen. Es sei denn, wir machen uns auch Sorgen wegen der Strahlendosis auf einem Inlandsflug oder ähnlich niedriger Dosen.